Alles für den Trail

Ausrüstung

Wander Ausrüstung auf dem Nord Süd Trail

Diese Gegenstände sind unerlässlich

Der Nord Süd Trail ist ein Fernwanderweg, der größtenteils autark bewandert wird. Das heißt ihr tragt für mehrere Monate alles bei euch, was ihr braucht: Zelt, Schlafsystem, Wasser und euer Essen. Ihr könnt einen Fernwanderweg also nicht mit einer Tageswanderung vergleichen.

Das Gewicht ist euer Feind Nummer 1. Es gibt sicherlich einige Wanderer die es schaffen, eine so lange Strecke auch mit 30 kg zu meistern, für sie wird der Weg aber von einer Freizeitaktivität die eigentlich Spaß machen sollte, zur Qual.

Jeder Thruhiker wird nach einigen Wochen sehr viel Ballast wieder abwerfen. Das sind dann vor allem Gegenstände „die ich vielleicht gebrauchen könnte“ und alle unnützen Luxus Gegenstände.
Ihr müsst nicht unbedingt auf das Gewicht eines Ultraleicht Wanderers kommen, der mit seiner minimalistischen und teuren Komplettausrüstung bei einem Gesamtgewicht von unter 9 kg liegt, inklusive Essen und Wasser. Ein Gesamtgewicht von 12 bis 13 kg ist aber auf jeden Fall erreichbar und unbedingt erstrebenswert.

Es stellt sich, wie so oft im Leben die Frage, wie viel Geld ihr ausgeben möchtet und könnt. Ein paar Hundert Gramm Gewicht einsparen bedeutet leider oft auch ein paar Hundert Euro mehr ausgeben. Daher gilt, am günstigsten ist das, was ihr weg lasst.

Die großen Drei – Das wichtigste für eure Unabhängigkeit und Handlungsfreiheit

Als die „Big Three“ bezeichnet man den Rucksack, Schlafsystem und das Zelt. Bei diesen drei Komponenten kann man am meisten Gewicht sparen, aber auch das meiste Geld ausgeben, wählt weise und bedacht.

Das Zelt

Hier eine Empfehlung auszusprechen ist sehr schwierig. Es gibt so viel unterschiedliche Systeme auf dem Markt abhängig von Preis, Gewicht, Robustheit und Bauart. Auf jeden Fall solltet ihr hier immer das Gewicht im Auge behalten, da sonst schon mal alleine bei dem Zelt über 3 kg zusammen kommen können. Ihr müsst entscheiden mit was ihr zurechtkommt, dem einen reicht ein einfaches aufgespanntes Tarp, der andere bevorzugt ein doppelwandiges Zelt mit großer Absiede und dann gibt es noch „Team Hängematte“. Bedenkt, das Zelt beschützt euch vor Wind und Wetter und wird die nächsten Monate euer zu Hause sein. In der Königsklasse sind hier sicherlich Zelte aus Dyneema (Cuben Fiber). Diese Zelte/Tarps bieten enormen Raum zu einem minimalen Gewicht, aber auch zu einem sehr hohen Preis.

Schlafsack / Isomatte

Daune oder Kunstfaser? Klassischer Schlafsack oder Quilt? Daune ist leichter, hat eine bessere Isolation und ein kleineres Packmaß. Schaut hier aber, dass die Daune nicht aus der Lebend-Rupfung stammt, gute Hersteller bieten Nachweise an. Wer Produkte aus Massentierhaltung generell ablehnt sollte zu Kunstfaser greifen. Besser zu reinigen, günstiger und robuster aber eben auch schwerer. Egal für welche Version ihr euch entscheiden, nehmt für den NST einen Schlafsack/Quilt mit einer Komfort Temperatur von mindestens 0° (Achtung – hier machen die meisten Hersteller unterschiedliche Angaben für Frauen und Männer). Solltet Ihr zu einem Quilt tendieren, dann achtet unbedingt auf eine Isomatte mit hohem R-Wert. Diese Kombi ist statistisch gesehen bei Thruhikern am beliebtesten. Hier habt ihr die Auswahl zwischen Thermo-Luftmatratzen und klassischen Isomatten aus Schaumstoff. Eine moderne Isomatte wiegt heutzutage schon weniger als 400 g. Wir empfehlen eine Matte mit hohem R-Wert. Je höher der R-Wert, desto besser die Isolation. Eine Matte mit einem R-Wert von 3,5 bis 4,5 (Isoliert bis -11°C) ist für den NST perfekt. Schaumstoff Matten sind leichter, bieten aber deutlich weniger Schlafkomfort und haben zumeist ein unhandliches Packmaß.

Der Rucksack

Auch beim Rucksack kann man sehr viel Gewicht sparen. Ein 55 Liter Rucksack sollte für den NST absolut ausreichend sein. Ein größerer Rucksack verleitet meist dazu mehr unnütze Sachen einzupacken. Mit oder ohne Hüft Gurt? Welches Tragesystem? Wasserdicht oder Regenüberzug? Ihr entscheidet was für euch das richtige ist. Wir empfehlen ein Pack das höchsten ein Leergewicht von 1,1 kg hat.

Die Schuhe

Wanderstiefel oder leichte Trailrunner?

Während man in Europa noch hitzig diskutiert ob nun wasserdichte Wanderstiefel oder die leichten Laufschuhe besser zum Wandern geeignet sind, haben die Thruhiker in den USA schon längst den neuen Standard gesetzt. Auf den Nordamerikanischen Wildnis Trails absolvieren fast alle nur noch in atmungsaktiven Lauf und Trailschuhen ihren Thruhike.

Beides hat seine Daseinsberechtigung, was zu euch passt müsst ihr ausprobieren. Wenn Goretex Membran oder Leder einmal nass wird, benötigt es wesentlich mehr Zeit zum trocknen. Atmungsaktive Schuhe sind viel schneller trocken, dafür halt auch schneller komplett nass. In Trailrunnern hat man ein besseres Fuß Klima, was hilfreich sein kann, wenn man zu Blasen neigt. Wanderstiefel bieten dafür vielleicht stabileren Halt.

Entscheidend sind eine gute Passform und der Gripp. Auch für Laufschuhe gilt, immer eine Nummer größer nehmen. Bei fortlaufender Wanderung ist es sogar ratsam, die Schuhe zwei Nummern größer nach zu kaufen. Feste und schwere Wanderstiefel eignen sich eigentlich nur noch bei sehr schweren Rucksäcken oder auf Alpinen Klettersteigen. Da es sich bei dem NST um einen reinen Fernwanderweg handelt, machen also Bergstiefel wenig Sinn.
Hohe oder flache Schuhe? Wasserdichte oder Atmungsaktive? Mit oder ohne Sprengung? Eure Entscheidung, beim Thema Schuhwerk gibt es keine „One Size Fits all“ Lösung.
Aber auch hier ist ein geringeres Gewicht an den Füßen entscheiden. Wusstet ihr, dass eure Füße bei einem Mehrgewicht von 10g pro Schuh nach einem Tagesmarsch etwa 1000kg mehr bewegen mussten?

Kleidung die Ihr dabei haben solltet

Frieren, schwitzen, Regen, Schnee, Wind und Sonne. Das „Zwiebelprinzip“ ermöglicht durch verschiedene Layer (Lagen) zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten für die unterschiedlichsten Witterungsverhältnisse. Je nach Wetter und Befinden wird eine Lage aus oder angezogen bzw. anders kombiniert.

Unterwäsche

2 Stück sind zu empfehlen, einmal am Körper und einmal im Rucksack. Unterwäsche aus Mikrofaser nimmt keine Feuchtigkeit auf, sondern leitet sie nach außen. Hier sollte gezielt Funktionsunterwäsche gewählt werden. Da man diese häufig waschen muss, bietet sich Mikrofaser an.

Der Wärme oder Base Layer

Eine Lange Unterhose/Leggins und ein long-sleeved Shirt ist euer erster Layer zum Schlafen oder für extrem kalte Tage. Auch hier bietet sich Kunstfaser an, da dieser Layer auch oft gewaschen werden muss.

2 Paar Wandersocken

Merino oder Kunstfaser? Doppellagigen Socken? Was ihr auch wählt, habt immer ein zweites Paar trockene Socken dabei. Es gibt nach einem langen Regentag nichts besseres als in trockene Socken zu schlüpfen. Auch ein paar wasserdichte Socken können auf einem Thruhike hilfreich sein.

Wanderhemd oder T-Shirt

1 T-Shirt reicht für den NST. Ja, richtig gehört. Findet euch damit ab, dass ihr stinken werdet. Der Wald ist auch kein Laufsteg, ihr werdet euch daran gewöhnen müssen. Wählt am besten Merino Wolle, sehr angenehm zu tragen und stinkt auch nach Tagen weniger als Kunstfaser. Vermeidet auf alle Fälle Baumwolle. Ein zweites sauberes T-Shirt kann für besondere Anlässe mitgenommen werden, zum Beispiel für das Hotel oder Restaurant. Aber zum Wandern reicht das eine Shirt.

Wanderhose

Short/Leggins Kombination? Zipp-Off-Hose? Reine Geschmackssache. Eine Zipp-Off-Hose bietet viele Taschen und an heißen Tage lässt sie sich in eine Shorts umwandeln. Praktisch. Denkt bei der Wahl der Hose immer auch an Sonnenbrand, Dornen und Zecken.

Der mittlere Layer

Die zweite Lage dient der Wärme und Isolation. Fleece Pullover und eine Daunenjacke. Natürlich kann der Fleece Pullover im Hochsommer gegen ein leichtes Merino/Kunstfaser Hemd ausgetauscht werden. Die Daunen-oder Kunstfaserjacke sollte aber immer dabei sein.

Regen und Windschutz (Shell Layer)

Regenjacke oder Regenponcho? Regenhose oder Regenrock? Wir empfehlen für den NST eine leichte Regenjacke die auch als Windbreaker genutzt werden kann und einen Regenrock.

Kopfbedeckung

Eure Entscheidung und reine Geschmackssache. Ein Schlauchtuch (Buff) oder lieber eine Basecap? Beanie oder Panamastrohhut? Oder wollt ihr es typisch Deutsch mit einem Trachtenhut?

Was brauche ich sonst noch?

Outdoor Küche

Eine warme Mahlzeit an kalten Tagen kann aus einem bescheidenen Tag noch einen guten Tag machen. In den meisten Fällen reicht ein Titanium Topf, ein Feuerzeug, ein Göffel (Löffel und Gabel in einem), ein Gas-oder Spirituskocher und natürlich Brennstoff.

Ein Messer

Nehmt ein kleines, leichtes Messer, das reicht um sich eine Scheibe Käse oder Wurst abzuschneiden. In Deutschland braucht man kein „Bear Grylls survival Messer“ oder eine Rambo Machete.

Stirnlampe

Mit dem langsam schwindenden Tageslicht hat man in der Regel ein Problem, ohne zusätzliche Beleuchtung kann die Wanderung zum Teil sogar gefährlich werden. Auch ein Zelt Aufbau im Dunkeln oder nur mit Handybeleuchtung ist keine Option. Leichte Stirnlampen gibt es in unterschiedlich Ausführungen: Modelle von 50 bis 1000 Lumen, verschiedene Leuchtmodi inkl. Rotlicht, Batterie oder Akku betrieben? Deine Wahl.

Wasserfilter

Falls du jemals das Vergnügen mit Parasiten im Magen-Darm-Trakt hattest, dann weißt du bereits wie wichtig sauberes Trinkwasser sein kann. Auch in Deutschland sollte unbedingt ein leichter und kleiner Wasserfilter im Rucksack sein. Eine Kaufempfehlung für den NST: Der Sawyer Squeeze oder der Katadyn BeFree.

Hygiene-Set

(Bambus)-Zahnbürste, Naturseife (Haare, Körper, waschen der Kleidung), Desinfektionsmittel, Schaufel, Toilettenpapier, Mikrofaser Handtuch, Nagelschere. Ein Deo ist nicht nötig, wir Wanderer stinken alle!

Erste Hilfe und Reparatur Set

Schmerzmittel, (Blasen-)Pflaster, persönliche Medikamente, Zeckenzange, Magen-Darm Tabletten. Reparaturpflaster für die Luftmatratze, Reparaturtape, Nadel und Faden, Sicherheitsnadel, etwas leichte Schnur.

Technik, eine Powerbank und Ladekabel

Es ist kein Problem mit dem Handy auf dem NST zu navigieren. Wichtig ist, dass die Karten offline verfügbar sind und das Handy sich im Flugmodus befindet. Mit dieser Methode und einer vernünftigen Powerbank kann man schon mal zwei Wochen Autark unterwegs sein.

Unsere Empfehlung

Regenschirm

Einer der wichtigsten Gegenstände, die man dabei haben kann. Ein Regenschirm bietet eigentlich nur Vorteile, probiert es mal aus, danach wollt ihr nie wieder ohne losziehen, versprochen.

Wander- oder Trekkingstöcke

Keine Frage, Trekkinstöcke erleichtern das laufen. Wenn ihr nicht schon ohnehin welche dabeihabt, weil euer Zelt/Tarp damit aufgespannt wird, probiert es einfach mal aus. Allerdings sollte man auch nicht ausschließlich mit Stöcken laufen, denn das vermindert die eigene Trittsicherheit.

Wenn ihr euch für das leichte Wandern interessiert empfehle ich euch das Video von Soultrails. Er ist ein Ultraleicht Wanderer und stellt seine Ausrüstung für den NST in diesem Video vor. Noch wichtiger, er erklärt warum er diese Gegenstände ausgewählt hat und welche er bewusst weglässt. Zugegeben ein sehr langes Video, aber es ist ja auch ein langer Weg…