Der Rothaarsteig

Brilon - Dillenburg (157km)

Der Rothaarsteig ist einer der bekanntesten Fernwanderwege in Deutschland und führt von Brilon im Sauerland bis nach Dillenburg in Hessen.

Ab ins Sauerland

WegzeichenRothaarsteig

Wegmarkierung vom Rothaarsteig

Der 154 Kilometer lange Rothaarsteig ist einer der bekanntesten Fernwanderwege in Deutschland. Er erstreckt sich über die Mittelgebirgsregion des Rothaargebirges, das die Bundesländer Hessen und Nordrhein-Westfalen durchzieht.

Die alte Hansestadt Brilon liegt im Nordosten des Sauerlands an der Quelle der Möhne. Der stolze Mittelpunkt der historischen Handelsstadt ist der Marktplatz, von hier beginnt auch der Rothaarsteig. Das Briloner Rathaus zählt zu den historisch bedeutendsten Rathäusern Deutschlands. Der zweigeschossige Putzbau entstand voraussichtlich im Verlauf des 13. Jahrhunderts als Zunfthaus. Nachdem Wir den Ort hinter uns gelassen haben, betreten wir schon bald den Wald und bewältigen einen kurzen, aber steilen Anstieg. In Kürze passieren wir die Möhnequelle. Am Gudenhagener Poppenberg eröffnen sich die letzten Ausblicke auf Brilon. Am Poppenberg wurden nach dem Sturm Kyrill viele verschiedene Laubbaumarten neu gepflanzt. Dies führte zur Entstehung des Briloner Bürgerwalds und des Kyrilltors.

Hier verlassen wir allmählich die letzten Ortsränder und wandern zunächst einige Kilometer durch ein abwechslungsreich bewaldetes Tal. Nach einigen Kilometern erreichen wir die Ruinen von Borbergs Kirchhof mit einer fantastischen Aussicht auf Olsberg. Einen noch besseren Blick hat man nach weiteren 3 km auf dem Ginsterkopf. Einer der steilsten Abschnitte des ganzen Rothaarsteigs belohnt mit grandiosen Ausblicken über die Briloner Hochfläche, das obere Ruhrtal und den Bruchhauser Steinen. Nach der Feuereiche, einem zum Kunstwerk gestalteten Baum, geht es weiter vorbei am Infozentrum Bruchhauser Steine. Die Felsformation entstand vor Millionen von Jahren durch tektonische Verschiebungen und Erosion. Die Bruchhauser Steine bestehen vorwiegend aus Quarzit, einem harten Gestein. Wer das einzige Nationale Naturmonument in NRW besteigen möchte, kann dies von hier aus gegen ein kleines Eintrittsgeld tun.

Über die Ruhrquelle nach Winterberg

Vom Richtplatz verläuft der Weg über den Rothaarkamm an der hessischen Landesgrenze. Auf schmalen Pfaden erreichen wir den Langenberg (843 m), dem höchsten Berg in Nordrhein-Westfalen. Der Langenberg ist für seine Hochheideflächen bekannt, die eine spezielle Form der Vegetation darstellen. Nach dem Abstieg kommen wir an der Quelle der Hoppecke vorbei. Über den Hillekopf geht es weiter bis zu der kleinen Ortschaft Küstelberg. Ausgehend von Küstelberg verläuft der Rothaarsteig in westlicher Richtung und passiert dabei den ehemaligen Steinbruch Wagenschmier. Kurz vor der Ruhrquelle gibt es noch zwei gute Übernachtungsmöglichkeiten, die Schutz und Grillhütte an der Westernau und das Hüttendorf direkt bei der Ruhrquelle. An der Schutz und Grillhütte ist es offiziell erlaubt sein Zelt für eine Nacht aufzustellen.
Tipp: Von der Quelle bis zur Mündung in den Rhein bei Duisburg-Ruhrort kann man auf dem Ruhrhöhenweg des Sauerländischen Gebirgsvereins entlang der Ruhr wandern.
Nun ist es nicht mehr weit zum Wintersportort Winterberg. Kurz vor Erreichen des Zentrums taucht der Rothaarsteig in das Helletal hinab, eine wundervollen Klamm. Mitten in Winterberg hätte man so einen schönen abschnitt nicht mehr erwartet.

Kahler Asten

Aus Winterberg heraus verläuft der Rothaarsteig direkt in Richtung St. Georgs-Schanze, dem Wahrzeichen der Stadt, von wo aus bei klarem Wetter ein beeindruckender Ausblick genossen werden kann.Die Route zum Kahlen Asten führt über einen malerischen Pfad, entlang dem sich Wald- und Heidelandschaften abwechseln. Bei guter Sicht kann man den Brocken im Harz, den Großen Feldberg im Taunus und die Wasserkuppe in der Rhön erblicken.
Es erfolgt ein Abstieg durch die Heide zur höchstgelegenen Quelle in NRW, der Lenne (823m). ­Anschließend führt uns ein sehr kurzer, aber steiler Pfad wieder in den Wald. Hinter dem Heidenstock gibt es dann eine Aufteilung des Weges in eine Tal- und Kammvariante. Welche Variante der NSTlist hier wählt ist seine Entscheidung, jedoch bevorzugen die meisten in diesem Abschnitt die Kammvariante, da sie weniger anstrengend ist.

Info: Hier, am Heidenstock, sollen der Sage nach die letzten Anhänger Wodans ihr Leben gelassen haben. In den Sachsenkriegen Karls des Großen (772 bis 804) wurden die Sachsen, die sich gegen die Missionierung wehrten ermordet. In dem von Karl dem Großen erlassenen Kriegsrecht wurde die fränkische Herrschaft festgeschrieben und die Ausübung heidnischer Bräuche bei Todesstrafe verboten. Ein Ort, an dem man sich Zeit nehmen kann, um sich bewusst zu werden, mit welcher Brutalität und Ignoranz eine bestehende Glaubensrichtung gewaltsam ausgelöscht wurde.

Während die Kammvariante an einigen Skulpturen des Waldskulpturenwegs und der Hängebrücke vorbeiführt, verläuft die Talvariante über Schanze durch das schluchtartige Grubental nach Latrop. Die beiden Varianten treffen sich wieder an der dahinterliegenden Schutzhütte zur Millionenbank. Weiter auf dem Rothaarsteig führt der Weg über den Heidkopf (666m) nach Jagdhaus.

Aufstieg 2403 Meter

Abstieg 2209 Meter

Ginsburg und Gillerberg

Nach dem Jagthaus gelangen wir zur Sombornquelle, deren Trinkwasser von hoher Qualität ist. Mit der Sombornquelle direkt in der Nähe bietet sich die Hütte „am Potsdamer Platz“ für eine Übernachtung an. Am Margaretenstein, einem historischen Grenzstein, erreicht der Rothaarsteig dann den Rhein-Weser-Turm auf dem Westerberg. Der 1932 erbaute Turm auf der Rhein-Weser-Wasserscheide bietet einen hervorragenden Panoramablick. Für eine Übernachtungsmöglichkeit gibt es Zimmer in einem Nebengebäude des Turms. Auf dem Weg am PanoramaPark Wildpark Sauerland vorbei, führt die Route durch das Naturschutzgebiet Schwarzbachtal. Der Dreiherrnstein, trafen die Grenzen dreier einstiger Herrschaftsgebiete aufeinander, die Landesgrenzen von Nassau, Westfalen und Kurköln. Weiter über die Oberndorfer Höhe geht es zur Quelle der Ferndorf, einem 24km langen Zufluss der Sieg. Nach dem Durchqueren der Ginsberger Heide lohnt sich ein ­Abstecher zur restaurierten Ginsburg, von der man einen herrlichen Rundblick in alle Himmelsrichtungen hat. Hier gibt es außerdem eine Lokalität und Möglichkeiten für eine Übernachtung. Von hier aus führt der Rothaarsteig zum Giller, wo man den stählernen Gillerbergturm findet. Der Turm ist 18 Meter hoch und bietet einen herrlichen Rundblick, der bei gutem Wetter sogar bis zum Siebengebirge reicht.

Tag der Quellen

Vom Hilchenbacher Ortsteil Lützel aus folgen wir dem Tal der jungen Eder flussaufwärts durch das Naturschutzgebiet Eicherwald. Der Weg verläuft durch Moorlandschaften entlang der Eder bis zur Ederquelle. Anschließend setzen wir die Route auf der Kohlenstraße fort, um nach Benfe zu gelangen. Nachdem wir Benfe und Großenbach passiert haben, erreichen wir die Siegquelle. Die Sieg, Namensgeberin für das Siegerland, mündet nach einer Strecke von 155 km in den Rhein. Hier startet ein kleiner Walderlebnispfad, der in mehreren Stationen das Thema Wald präsentiert. Nach etwa dreieinhalb Kilometern gelangen wir zur nächsten berühmten Quelle, der Lahnquelle. Ähnlich wie die Sieg fließt auch die Lahn dem Rhein zu, jedoch erst nach einem Flusslauf von 246 km.Der NST führt nun direkt zur Ilsequelle, die nicht wegen ihrer Größe, sondern aufgrund ihrer geheimnisvollen Heilkräfte bekannt ist. Hier bietet sich eine wunderbare Gelegenheit, das erfrischende Quellwasser vor Ort zu genießen und eine kleine Pause einzulegen. Weiter geht es über den Jagdberg. Hier beginnt ein trauriger Abschnitt. Durch Klimawandel und Monokulturen führt der Weg nun fast 60 Kilometer durch komplett abgeholzte und zerstörte Landschaften. Auch das gehört zu einem kulturhistorischen Wanderweg dazu: sich bewusst zu machen, welchen gewaltigen Schaden die Menschheit der Natur zufügt. Bei der Erstbegehung des NST stand hier noch dichter Wald. Aber es ist schön zu beobachten, wie schnell sich die Natur erholt. An der markanten „Kaffeebuche“, von der aus Sie einen schönen Blick ins Johannland genießen können, bleibt der Rothaarsteig auf dem Kamm und führt weiter südwärts. Und schon sind wir an der nächsten berühmten Quelle: Die Dill ist ein 55 km langer Zufluss der Lahn und bildet die natürliche Grenze zwischen dem hessischen Westerwald und dem Lahn-Dill-Bergland.

Oranienstadt Dillenburg

Nach der Tiefenrother Höhe teilt sich an der Wegkreuzung „Kalteiche“ der Rothaarsteig wieder auf, nach rechts zur Westerwaldvariante und nach links zur Dillvariante. Wir bleiben natürlich auf der Hauptvariante nach Dillenburg. Da der Nord Süd Trail sowieso bald dem Westerwaldsteig folgt, würde diese Variante auch wenig Sinn ergeben. An dieser Stelle nimmt der Steig allmählich Abschied vom Rothaargebirge und richtet sich in südöstlicher Richtung auf das Lahn-Dill-Bergland aus.
Sie wandern zu einem beeindruckenden Naturdenkmal, der Lucaseiche, deren Alter auf etwa 220 Jahre geschätzt wird. Mit ihren 27,5 m Höhe und einem Stammumfang von 3,85 m bietet sie einen imposanten Anblick. Es geht nun vorbei an Dillbrecht und Fellerdilln, und damit haben wir die größten Waldgebiete hinter uns gelassen und wandern durch offene Wiesenlandschaften. Nach dem Abstieg nach Rodenbach, das wir ebenfalls durchqueren, betreten wir am Galgenberg so langsam den Stadtrand von Dillenburg. Nach einem kurzen urbanen Wegstück und der Überquerung einer viel befahrenen Straße führt der Weg am östlichen Stadtrand von Dillenburg zum Bismarcktempel. Von diesem Standpunkt aus bietet sich ein beeindruckender Panoramablick über die gesamte Stadt bis hin zum gegenüberliegenden Wilhelmsturm auf dem Schloßberg.
Am Bismarcktempel trennt sich der Nord Süd Trail vom Rothaarsteig. Ab hier folgen wir dem Lahn-Dill-Berglandpfad nach Herborn. Natürlich bietet sich eine Besichtigung der Stadt Dillenburg oder eine Übernachtung dort an.
Dillenburg ist besonders bekannt als Geburtsort von Wilhelm von Oranien, auch bekannt als Wilhelm der Schweiger. Wilhelm von Oranien spielte eine Schlüsselrolle in der niederländischen Revolte gegen die spanische Herrschaft im 16. Jahrhundert und wird oft als Vorfahre des niederländischen Königshauses und anderer europäischer Adelsfamilien betrachtet. Die Altstadt von Dillenburg ist charmant mit engen Gassen, historischen Fachwerkhäusern und malerischen Plätzen. Hier finden sich traditionelle Geschäfte, Cafés und Restaurants.

Fazit: Trotz seiner großen Zerstörung und einem erheblichen Anteil an Wirtschafts- und Schotterwegen macht der Rothaarsteig Spaß! Er bietet Wanderern eine Mischung aus naturnahen Pfaden, weiten Hochflächen, dichten Wäldern und malerischen Tälern. Ein Weg der Quellen, viele der bekanntesten Flüsse haben hier ihren Ursprung. Ruhr, Eder, Sieg, Lahn und die Dill, alle werden wir hier auf dem Weg treffen. Was diesem Premium-Wanderweg fehlt, sind legale Trekkingplätze für Fernwanderer und Thruhiker.

Aufstieg 1824 Meter

Abstieg 2160 Meter