WesterwaldSteig

Herborn - Werkhausen (225km)

Der WesterwaldSteig erstreckt sich 235 Kilometern von der hessischen Stadt Herborn aus bis hin zu Bad Hönningen am Rhein.

O, du schöner Westerwald

WesterwaldSteigWegzeichen

Wegmarkierung vom WesterwaldSteig

„O du schöner Westerwald
Über deine Höhen pfeift der Wind so kalt
Jedoch der kleinste Sonnenschein
Dringt tief ins Herz hinein“

Sicherlich kennt jeder das Westerwaldlied, ein deutsches Volks- und Marschlied, das vom Westerwald handelt und im 19. Jahrhundert entstanden ist.

Herborn, welches im Dilltal liegt, markiert den östlichsten Punkt und den Beginn des Westerwald-Steiges auf dem Nord Süd Trail. Die Altstadt zählt zu den am besten erhaltenen mittelalterlichen Stadtanlagen Deutschlands. Nach dem Herborner Stadtteil Uckersdorf führt die Route weiterhin über einen Höhenrücken mit einer malerischen Aussicht auf das Medenbachtal im Norden und das Ambach- und Erdbachtal im Süden.

In Breitscheid ist es möglich, sich mit den geologischen Grundlagen der Erdgeschichte und der frühen menschlichen Besiedlung auseinanderzusetzen. In Erdbach wurden Überreste von tertiären Großtieren gefunden, die vor 25 Millionen Jahren existierten, sowie Fossilien aus dem Erdbacher Urmeer, welche bereits vor 350 Millionen Jahren vorhanden waren. Wanderer des NST, die über ausreichend Zeit und Interesse verfügen, sollten ernsthaft in Erwägung ziehen, das Schauhöhle Herbstlabyrinth zu besuchen.
Nach Breitscheid zeigt sich die charakteristische Kulturlandschaft des Westerwaldes mit sanft gewellten Feuchtwiesen, Hochflächen und kleinen Fichtenwäldern. Von der Spitze des Bartensteins aus genießt man eine beeindruckende Fernsicht und lässt sich von den mystischen Felsen beeindrucken. Der Pfad setzt sich fort vom Heisterberger Weiher über das Naturschutzgebiet Bermershube bis zur Fuchskaute, der mit 657 m höchsten Erhebung des Westerwaldes.

Über die Fuchskaute nach Westerburg

Die Fuchskaute, mit einer Höhe von 657 Metern, ist das ganze Jahr über ein beliebtes Ausflugsziel im Westerwald. Beim Abstieg kann man noch eine Weile die Windräder bewundern. Nach einem Abschnitt durch einen Fichtenwald führt der NST an Homberg vorbei und setzt seinen Weg nach Rehe fort. Die Route verläuft entlang des Naturschutzgebiets Krombachtalsperre. Unmittelbar vor Erreichen der Ortschaft Rennerod besteht die Möglichkeit, Wasser an einem Brunnen aufzufüllen. Rennerod befindet sich im nach Süden abfallenden Tal des Holzbachs. Der weitere Weg führt uns durch das Stadtzentrum zu den Sehenswürdigkeiten Hexenbaum, Botterweck und der Kaisereiche. Eines der Highlight auf der der Route ist die Holzbachschlucht. Der Einstieg in die Schlucht befindet sich am Dappricher Hof bei Seck. Der Holzbach, ein Nebenbach des Elbbaches, hat sich hier tief in den Basalt eingegraben, bevor er an Gemünden vorbei nach Hessen fließt. Schon 1929 zum Naturschutzgebiet ernannt, präsentiert sich hier ein beeindruckendes Naturschauspiel. Die Schlucht erstreckt sich über etwa einen Kilometer und ist an einigen Stellen bis zu 30 Meter tief. Weiter geht es jetzt über schmale Pfade durch den Wald zu dem Katzenstein, einem Felsen aus Plattenbasalt. Dem Wanderer eröffnet sich eine prächtige Aussicht, die von Westerburg bis zum Taunus reicht.
Vom östlichen Stadtrand Westerburg führt der Westerwald-Steig auf einem Wiesenweg, unweit des Schafbaches, über eine Kuhweide durch den Ort Hergenroth. Nach einer Wanderung durch einen abwechslungsreichen Wald gelangen wir oberhalb von Kölbingen zu einem Aussichtspunkt mit Blick auf die Montabaurer Höhen. Weiter über die Höhen der Rothenbacher Lay führt der Steig zur Westerwälder Seenplatte, einer besonders reizvollen und einmaligen Kulturlandschaft im Westerwald. Insgesamt geben sieben Stauweiher der Westerwälder Seenplatte ihren Namen.

Ein Fest für Geologen...

Der NST führt entlang des Dreifelder Weihers von Freilingen nach Dreifelden, wo die älteste Steinkirche des Westerwaldes steht. Weiter entlang der Wied geht es, bis wir bei Linden die Quelle der Wied erreichen. Im weiteren Verlauf führt die Route durch einen herrlichen Buchenwald über den Großen Weißenstein zum Gräbersberg. Dort besteht neben einer Einkehrmöglichkeit in der traditionellen Alpenroder Hütte die Gelegenheit, von dem Aussichtsturm aus eine weite Rundsicht zu genießen.
Tipp: Wer in der Alpenroder Hütte „versacken“ sollte, findet einen tollen Platz zum Biwakieren auf einer kleinen Wiese ein paar hundert Meter weiter. Hier gibt es auch eine Bank mit schöner Aussicht.
Weiter geht es mit schönen Aussichten zum sagenumwobenen Welterstein und dem Monsberg. Eine Schatzkammer der besonderen Art finden wir zwischen Nistertal, Enspel und Stockum-Püschen: den Tertiär- und Industrie-Erlebnispark Stöffel. Sicherlich nicht nur für Geologen hoch interessant. In den Sedimenten eines Maarsees lässt sich ein Zeitraum von 25 Millionen Jahren Erdgeschichte nachvollziehen. Ein einzigartiges Industrieensemble dokumentiert die 100-jährige Geschichte des Basaltabbaus und präsentiert die Verarbeitung des Gesteins.

Weiter geht es in Richtung Nistertal durch einen Buchenwald entlang einer ehemaligen Bahnlinie. Alte Bahnschwellen, von Buchenblättern bedeckt, sowie ein beeindruckendes Brückenviadukt im Wald zeugen von vergangenen Zeiten, als dampfbetriebene Züge durch den Westerwald fuhren. Dort, wo einst Rauchschwaden aufstiegen, kann heute allenfalls noch Nebel vom Flüsschen Nister aufsteigen. Die bei Erbach über die Nister führende Eisenbahnbrücke war bei ihrer Fertigstellung 1911 die größte Betonbrücke Deutschlands. Nach der Stilllegung der Bahnstrecke 1971 für den Personenverkehr blieb die Erbacher Brücke als technisches Baudenkmal erhalten.
Von einem Buchenwald durch Hardt und über Langenbach führt uns der Nord Süd Trail schließlich zur Kurstadt Bad Marienberg. Kurz hinter der Ortschaft gibt es einen stillgelegten Basaltsteinbruch, in dem viele Informationen über den Basaltabbau vermittelt werden. Wieder einmal ein Fest für alle, die sich für Geologie interessieren. Vom Hedwigsturm aus ist es möglich, bei guter Sichtverhältnissen bis zum Siebengebirge im Westen, zur Eifel im Süden und zum Feldberg im Osten zu schauen. Nachdem der Wildpark in Bad Marienberg passiert wurde, gelangen wir über Schotterwege zum Kleinen und Großen Wolfstein. Durch das Wäschbachtal führen Waldwege nach Korb, und an der Hirzbachmündung besteht die Gelegenheit, eine Rast einzulegen.
Durch den Hachenburger Stadtwald führt der ‚Philosophenweg‘ nach Hachenburg. Ein Besuch des schönen Marktplatzes in Hachenburg ist unbedingt empfehlenswert, da dort historische Fachwerkhäuser, der Löwenbrunnen und etablierte Gaststätten zu finden sind. Wir verlassen Hachenburg durch die Altstadt und den Burggarten und wandern entlang der Nister, bis wir das Kloster Marienstatt erreichen. Das im 12. Jahrhundert gegründete Kloster Marienstatt verfügt heute über ein Brauhaus mit Biergarten sowie einen Wanderparkplatz und erfreut sich besonders an Wochenenden großer Beliebtheit bei zahlreichen Besuchern. Nach Limbach geht es entlang der Kleinen Nister in Richtung Heunigs Höhlenweg zum Aussichtspunkt Hohe Ley. Anschließend steht ein weiteres Highlight für Geologie-Interessierte an: die Möglichkeit, ein mittelalterliches Dachschieferbergwerk zu besuchen.

Weiter Richtung Siegerland

Weiter geht es der Nister folgend über Astert und Heuzert nach Heimborn. Hier befindet sich eine der schönsten Stellen im Westerwald. Die Vereinigung von Großer und Kleiner Nister stellt ein Naturphänomen dar und wird auch als das Deutsche Eck der Kroppacher Schweiz bezeichnet. Über den Wanderparkplatz Heimborn wandert man nach Ehrlich am Nisterstrand. Nun erwartet uns ein kleiner Höhepunkt, der Naturpfad „Weltende“. Dieser Weg führt über schmalste Pfade entlang der Nister, bis wir vom Aussichtspunkt Spitze Ley aus den Fernblick über die traumhaft schöne Landschaft genießen können. Auf unberührten Niederwaldflächen durchqueren wir die Kroppacher Schweiz. Am Ende dieser Route erreichen wir über Racksen und den Staatsforst Altenkirchen das Kloster Marienthal. Heute dient Marienthal als Sitz des Bildungswerkes der Erzdiözese Köln in der Region Rheinland-Pfalz. Auf dem Weg von Marienthal nach Weyerbusch führt der Westerwald-Steig über den 389 Meter hohen Beulskopf mit dem Raiffeisenturm und bietet eine beeindruckende Fernsicht bis zum Siebengebirge, ins Bergische Land und zum Rothaargebirge. Nördlich der Ortschaft Weyerbusch verlassen wir den Westerwald-Steig in Richtung Norden, um zum Natursteig Sieg zu gelangen.
Fazit: Der Westerwald-Steig zählt nicht ohne Grund zu den Top Trails of Germany. Er besticht durch eine abwechslungsreiche Landschaft, geprägt von Wäldern, Hügeln, Flüssen und malerischen Dörfern. Der Weg ist vorbildlich ausgeschildert, und Informations­tafeln entlang des Pfades gewähren Einblicke in die Natur und Geschichte der Region. Egal, ob man sich für kurze Abschnitte oder den gesamten Weg entscheidet, dieser Fernwanderweg bietet eine reiche Vielfalt an Landschaften, geologischen Entdeckungen und kulturellen Sehenswürdigkeiten.