Soonwaldsteig
Bingen - Rudolfshaus (74km)
Der Soonwaldsteig ist ein Fernwanderweg, der sich etwa 85 Kilometer durch den Hunsrück in Rheinland-Pfalz schlängelt.
Die Westtangente
Wegmarkierung vom Soonwaldsteig
Die „Westtangente“ nennen die NSTlisten den Abschnitt von Bingen zur Saarschleife und zurück nach Bockenheim an der Weinstraße. Auf dem Papier mag diese Schleife noch recht sinnlos erscheinen, doch erwandert ist sie einer der schönsten Abschnitte des NST. Wie lautet doch gleich die abgedroschene Floskel? „Der Weg ist das Ziel?“ scheint so mancher dabei immer wieder zu vergessen. 😉
Diese Wanderung auf dem Soonwaldsteig von Bingen nach Kirn führt dich durch einige der schönsten und ruhigsten Landschaften Deutschlands, da der Weg abseits von größeren Siedlungen verläuft. Besonders beeindruckend sind die Panoramablicke, die sich auf den Höhenzügen bieten, wo man bei gutem Wetter bis weit in die Eifel oder das Rheintal blicken kann.
Der Soonwaldsteig beginnt in Bingerbrück, einem Stadtteil von Bingen. Hier befindet sich der Ausgangspunkt des Wanderwegs, der auch Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal ist. Zu Beginn genießt du einen großartigen Blick auf das Binger Loch und die Mäuseturm-Ruine im Rhein.Vom Startpunkt wanderst du in Richtung des Zusammenflusses von Rhein und Nahe, dem Rhein-Nahe-Eck. Hier eröffnet sich dir ein beeindruckendes Panorama auf das Rheintal. Danach führt dich der Weg durch dichte Buchenwälder und stille Waldschluchten. Diese Abschnitte bieten eine besondere Ruhe und Abgeschiedenheit.
Am Schweizerhaus, einer Ausflugsgaststätte mit einem großartigen Ausblick, sollte man unbedingt eine Pause einplanen. Hier gilt das Biergartenprinzip: Die Getränke gibt es im Schweizerhaus, während das Essen mitgebracht werden kann. Auf den angrenzenden Wiesen darf nach vorheriger Anmeldung gezeltet werden. Ein teils gesicherter Pfad führt auf und ab zur Burg Reichenstein. Kurz danach, am höchsten Punkt, sehen wir den Rhein für eine lange Zeit zum letzten Mal – genauer gesagt, werden wir Vater Rhein auf dem NST erst wieder in Karlsruhe treffen. Über das Morgenbachtal gelangt man am Jägerhaus vorbei, einer historischen Schutzhütte, die sich perfekt für eine kurze Rast anbietet. Vorbei am Aussichtsturm auf dem Salzkopf (628 m) erreicht man die Schutzhütte auf dem Ohligsberg, die einen wunderschönen Blick über das Rheintal bietet. Am Ende des Binger Waldes kann in der bewirtschafteten Emmerichshütte noch eine Pause eingelegt werden, bevor wir die Autobahn überqueren und den Ortsausgang von Rheinböllen erreichen.
Nun geht es steil bergauf zum Hochsteinchen (648 m), einer markanten Felsformation am Ostrand des Großen Soons, wo ein eiserner Aussichtsturm erklommen werden kann. Vorbei am Naturwaldreservat Katzenkopf führt der Weg zum Schanzerkopf (643 m), einem weiteren markanten Gipfel im Soonwald. Kurz danach erreichst du ein schönes Trekkingcamp.
Das Naturschutzgebiet Glashütter Wiesen im Gräfenbachtal bietet eine kulturhistorisch bedeutsame Wiesenlandschaft mit markanten Einzelbäumen.
Weiter geht es durch den Binger Wald hinauf zur höchsten Erhebung des Soonwalds, der Ellerspring (657 m). Von hier aus hast du einen weiten Blick über die Wälder und Höhen des Hunsrücks sowie erneut Zugang zu einem wunderschönen Trekkingcamp.
Vorbei am Wanderparkplatz nahe des Fernmeldeturms geht es weiter auf dem Sponheimer Weg, einem historischen Themenweg. Nach dem Naturschutzgebiet Eschen erreicht man das Naturdenkmal Alte Burg, ein beeindruckendes Felsmassiv und ehemaliger keltischer Ringwall. Die mystische Atmosphäre und der Ausblick auf die Umgebung machen diesen Ort zu einem absoluten Highlight. Die Alteburg (620 m) mit ihrem steinernen Turm ist zudem der südwestlichste Gipfel des mittleren Höhenzugs. Kurz hinter dem Turm befindet sich das nächste Trekkingcamp.
Die Königsetappe
Der Abschnitt von Ellerspring bis Rudolfshaus kann wahrlich als die Königsetappe des Soonwaldsteigs bezeichnet werden. Achtung: Ab hier wird es steinig!
Das Asbachtal wird auf einer Holzbrücke überquert und trennt die beiden Höhenzüge des Soonwaldes. Wir wechseln vom mittleren auf den nördlichen Höhenzug des Großen Soons. Als nächstes erreichen wir die Burgruine Koppenstein (539 m) auf der nördlichen Seite des Quarzitrückens. Der Berg Koppenstein wird bereits im 12. Jahrhundert erwähnt. Von der Oberburg, die auf einem schmalen, zerklüfteten Felsgrat liegt, ist im Wesentlichen der sechsseitige, 20 Meter hohe Bergfried erhalten geblieben. Die heute sichtbaren Ruinen wurden von den Grafen von Sponheim nach 1325 errichtet. Die Ruine bietet einen schönen Rundumblick über große Teile des Hunsrücks.
Nun folgt der steinige und schweißtreibende Abstieg am Rand des Steinbruchs Henau: 275 Höhenmeter hinab über Blockschutthalden und vorbei an Quarzitfelsen. Ein wirklich schöner Abschnitt des Weges. Nach dem Abstieg queren wir die B 421 an einer eigens für den Soonwaldsteig erbauten Fußgängerbrücke.
Auf dem schmalen Kamm des Quarzitrückens führt der Weg zu einem der absoluten Highlights des Soonwaldsteigs: dem Teufelsfels (567 m). Diese markante Erhebung, die als erste bedeutende Höhe des „kleinen Soons“ gilt, ist ein Muss für jeden Wanderer. Vom Aussichtsturm auf dem Teufelsfels genießt man einen atemberaubenden Blick über die umliegenden Wälder und das Hunsrückgebirge. Hier kann man die Schönheit der Landschaft in Ruhe genießen und sich von der beeindruckenden Natur verzaubern lassen.
Besonders hervorzuheben ist die Schutzhütte, die sich in unmittelbarer Nähe des Teufelsfels befindet. Sie gilt als die beste Schutzhütte des gesamten Nord Süd Trails.
Kein Zweifel, die beste Schutzhütte auf dem NST. Offen für jedermann, mit Solarzellen auf dem Dach, das heißt Licht und USB-Anschluss zum Handyladen, mit Lager zum Schlafen unterm Dach. Es gibt eine riesige Veranda, Drinnen großer Tisch und Bänke, Seitliches Fenster mit Blick zum Turm, Wasser für jedermann, Grillstelle, Klopapier. Wir haben selten so eine schöne Wanderhütte gesehen, vielen Dank an die Erbauer. Allerdings hat so eine tolle Hütte auch seine Schattenseiten. Am Wochenende und Feiertagen wird diese Hütte schon mal von Familien okkupiert, die sie als billige Ferienwohnung missbrauchen, müde Wanderer haben hier das Nachsehen, schade und frech. Auch die Dorfjugend feiert natürlich hier sehr gerne. Tipp! Eine Übernachtung auf der naheliegenden Schmidtburg ist auch sehr zu empfehlen, hier muss man sich entscheiden.
Nicht weit entfernt liegt die Ruine der Schmidtburg, eine der ältesten Burgen des Hunsrücks. Die Geschichte und Überreste der Burg sind faszinierend und bieten einen Einblick in die mittelalterliche Vergangenheit der Region. In einer weiten Schleife führt der Weg um die Burg herum, bis man die Keltensiedlung Altburg erreicht. Diese schön angelegte Stätte beeindruckt mit rekonstruierten Wohn- und Nutzgebäuden und bietet einen tiefen Einblick in das Leben vor 2000 Jahren, bevor die Römer die Welt romanisierten.
Im Tal überqueren wir den Hahnenbach und erreichen Rudolfshaus am Flüsschen Wildenbach. Hier trennt sich der Nord-Süd-Trail vom Soonwaldsteig und wechselt auf den Saar-Hunsrück-Steig.
Fazit: Lange Zeit galt der Soonwaldsteig als absoluter Geheimtipp in der Wander-Community. Er ist der perfekte Weg für Wanderer, die eine 3- bis 5-Tages-Tour suchen und noch keine Erfahrung im Schlafen in der freien Natur haben. Denn dieser Weg bietet eine Vielzahl legaler Trekkingplätze und Schutzhütten zum „Trainieren“.
Zudem bietet der Soonwaldsteig auf einigen Abschnitten etwas, das in Deutschland selten ist: einen 360-Grad-Rundumblick, ohne dabei irgendeine menschliche Bebauung zu erblicken. Allerdings ist dieser Weg nicht einfach. Es sind viele Höhenmeter zu bewältigen, und der teils steinige und felsige Untergrund erfordert Trittsicherheit. Wir sind den Weg mittlerweile auch erneut bis nach Kirn gewandert und waren auch von diesem letzten Abschnitt begeistert.