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Warum bei mir nach 334 km Schluss war – ein Erfahrungsbericht

Liebe NST-Begeisterte!

Am 01.03.2021 war es endlich so weit: Ich begann meine große Reise. 3.382 km sollten es werden vom nördlichsten bis zum südlichsten Punkt Deutschlands und das alles zu Fuß. Es dauerte nicht lange und ich profitierte von der Herzlichkeit der Menschen, die mir auf dem Weg begegneten. Ich möchte euch aber auch nicht die Schwierigkeiten verschweigen, die so ein Trail mit sich bringt, gerade in Corona-Zeiten. Zwischendurch keine Übernachtung zu haben war das eine, dies löste ich schlichtweg damit, alle paar Tage nach Hause zu fahren.
Das andere war etwas schwieriger für mich: Nicht einfach zwischendurch, sei es nur für eine Tasse Kaffee, einkehren zu können und sich aufzuwärmen. Aber auch damit habe ich gelernt umzugehen.

Auch vor meiner Reise konnte ich mir kaum einen Grund vorstellen, diese „abbrechen“ zu müssen. Da war ich viel zu optimistisch. Leider hat mir das alles nichts geholfen, mein Fuß hat gestreikt und mir gesagt es geht nicht weiter. So habe ich eine längere Pause machen müssen. Beim Röntgen konnte nichts festgestellt werden, also blieb mir nur Ruhe. Nach mehreren Wochen, als es meinem Fuß endlich wieder besser ging, war meine Motivation kaum noch vorhanden. Aber einfach so abzubrechen, ohne es zumindest nochmal zu versuchen, kam für mich nicht in Frage.

Also begab ich mich wieder in kleinen Schritten und mit etwas weniger Gepäck drei Tage am Stück mit 10-15 km am Tag auf den Trail. Siehe da, die Motivation war zurück. Mit den ersten Schritten auf dem Sigwardweg kam auch die Vorfreude auf die etwas schöneren Wege zurück, u.a. den Weserberglandweg und die baldige Reise nach Sylt, um den nördlichen Teil des NST nachzuholen. Doch leider kam es anders, der Fuß schmerzte wieder. Eine so lange Pause, wie das letzte Mal, mochte ich nicht erneut riskieren. Daher haben sich meine Prioritäten verschoben.

Natürlich kann ich nicht in die Zukunft schauen, aber realistisch betrachtet, hätte ich beim Wandern vermutlich erneut Fußschmerzen bekommen und einen zu starken Ehrgeiz entwickelt, den Trail auch unter Schmerzen zu schaffen. Ich sehe mich nicht als zu pessimistisch, ich denke das war einfach eine realistische Einschätzung. Und das ist in Ordnung, 334 km bin ich schließlich gewandert.

Ich würde durch meine Erfahrungen aber niemanden davon abraten den NST anzugehen. Jedoch empfehle ich sehr stark, sich mit den momentanen Gegebenheiten auseinanderzusetzen. Beispiel (und meine Meinung): Es ist kein Café o.ä. geöffnet, du bist auf einem Abschnitt ohne Schutzhütten unterwegs und hast zusätzlich noch das Pech, vom schlechten Wetter verfolgt zu werden. Dann kann es gut sein, dass die Romantik in der freien Natur zu sein, nicht mehr allzu stark vorhanden ist. Es sei denn, du hast mit all dem Genannten keine Probleme, das musst du allein für dich entscheiden.

Natürlich möchte ich auch auf die schönen Seiten hinweisen und dass es einfach mal nahezu perfekt laufen kann. Diese Erfahrung durfte ich direkt am ersten Tag machen: tagsüber Sonnenschein, ein schöner
Trail, nette Begegnungen, geeigneter Schlafplatz, sternklare Nacht, Frost am Morgen und – auch wenn das vielleicht manch einer als negativ bewerten würde – das erste Eis in der Wasserflasche 🙂

Abschließend möchte ich euch noch raten, Hilfe von Menschen anzunehmen und auch aktiv um Hilfe zu bitten. Das Schlimmste was passieren kann, ist das euch jemand die Hilfe verwehrt, aber auch das kann seine Gründe haben. In der Regel sind die Menschen extrem hilfsbereit, gastfreundlich und freuen sich über eure Erfahrungsberichte.

Ich hoffe, dass mein kurzer Erfahrungsbericht meinen Nachfolgern auf dem NST ein wenig hilft und deutlich gemacht hat, warum mir persönlich 334 km von 3.382 km genug waren. Die Kilometer, die ich gehen durfte, habe ich sehr genossen und möchte allen nach mir ebenfalls schöne Erlebnisse, viel Spaß und ein bisschen Trailmagic am Wegesrande wünschen.

Franzi – Nord Süd Trail 2021

Die Initiative Nord Süd Trail hat sich zu einem ausgedehnten Netzwerk entwickelt, das aus ehrenamtlichen Helfern, erfahrenen Fernwanderern, Wegpaten, Youtubern und Wanderführern besteht. Da wir nicht an einer finanziellen Vermarktung des Weges interessiert sind, liegt das Hauptaugenmerk weiterhin auf der Etablierung des Weges.

Comments

  • Sandra
    16. Mai 2021

    Danke für deinen Bericht, Franzi,
    deine Entscheidung war ganz sicher die richtige und wer weiß, vielleicht ergibt sich ja irgendwann noch die Gelegenheit für die restlichen knapp 3000 Kilometer 😀 Und wenn nicht, nun gut, dann ist das auch vollkommen in Ordnung, denn alles hat seine Zeit.
    Herzliche Grüße
    Sandra

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