Da sich leider kein etablierter Wanderverein an das zugegeben recht neue Thema „Thru-Hiking“ heranwagte, brauchte es die Initiative einer privaten Person, um den Stein ins Rollen zu bringen.

Im Nachhinein war wohl auch die Entscheidung, virtuell mit der Social-Media-App „Find Penguins“ die Erstbegehung zu begleiten, ein wahrhaftiger Volltreffer. Im Jahr 2020 bescherte uns Corona den ersten Lockdown, und während alle zu Hause saßen und von Freiheit träumten, lief ein Verrückter mal eben durch ganz Deutschland. Es ist ja auch kein Zufall, dass der Outdoor-Sport Wandern beziehungsweise Fernwandern seitdem in Deutschland boomt. Und dennoch war die Zukunft ein unbeschriebenes Blatt: Wie würde es danach weitergehen? Würde es schon im ersten Jahr weitere Thru-Hiker geben? Wie würden die Wandervereine auf dieses Projekt reagieren? Fragen über Fragen.

Es ist natürlich auch beabsichtigt, dass der NST, wie er inzwischen von den meisten Wanderern genannt wird, vom Look and Feel wie die amerikanischen Fernwanderwege daherkommt. Schon allein aufgrund der vielen Anglizismen kann man das Vorbild nicht leugnen. Allerdings ist der Nord Süd Trail keine bloße Kopie geworden. Warum nicht? Weil der Weg – beziehungsweise das Wandern in Deutschland – ganz anders ist. Hier geht es nicht um Wildnis und Abgeschiedenheit, sondern mehr um Kultur, Historie und Begegnungen.
Der NST ist also kein „Deutscher Appalachian Trail“ oder „PCT“, sondern schlichtweg ein deutscher Thru-Hiking-Trail.

Dann kam der Moment, der die Zukunft des NST entscheidend beeinflussen sollte – die erste Anmeldung für einen Thru-Hike des NST im Jahr 2021. Obwohl Franzi ihren Thru-Hike nicht beenden konnte, was wohl auch dem frühen Start und den damals noch strengeren Corona-Regelungen geschuldet war, müssen wir ihr danken. Sie wird für uns immer etwas Besonderes bleiben.
Ihr Versuch war ein Signal, ein Zeichen: Es geht weiter.

Im Laufe der Zeit flatterte eine Anmeldung nach der anderen herein, und die Befürchtung, dass der NST in Vergessenheit geraten könnte, bewahrheitete sich nicht. Dennoch war das Projekt zu diesem Zeitpunkt noch sehr vage und weiterhin nur ein Traum. Selbst der Initiator „Soulboy“ glaubte nicht daran, dass der NST jemals offiziell ausgeschildert werden würde.
Ein derart großes Projekt kann man nicht allein betreuen und verwirklichen – das war selbstverständlich. Der Funke, der das Feuer endgültig entfachte, war die Gründung der Initiative Nord Süd Trail. Es waren engagierte Menschen wie Peter („Hobble“), Anne („Monarchfalter“), Patrick („Shoeless Joe“), Sabrina („Hotpan“), Frank („Freestyla“), Markus („Fernwanderer“), Björn („Refill“), Andreas („Düsselsieg“), Penny, Robin, Jens („Dr. Action“) und Stephanie, die begannen, Behörden, Wandervereine und Kommunen anzuschreiben, um eine offizielle Erlaubnis für die Beschilderung des Nord Süd Trails zu erwirken.
Man kann kaum in Worte fassen, was in kürzester Zeit erreicht wurde. Jeder, der sich mit der Materie auskennt, weiß, dass einem in solchen Fällen nicht gerade offene Türen entgegenschlagen und dass viele Hürden zu überwinden sind. Doch wir haben nicht aufgegeben, und wie sagt man so schön:
„Steter Tropfen höhlt den Stein.“

Fünf Jahre voller Leidenschaft, Liebe, Begegnungen, Euphorie, Rückschläge und Hoffnung. Jede einzelne Sekunde hat sich gelohnt, an diesem Projekt zu arbeiten. Die investierten Arbeitsstunden lassen sich längst nicht mehr zählen.
Wir sind froh und stolz, dass dieses Projekt für immer ein Non-Profit-Erlebnis bleiben wird. Es ging nie um Vermarktung, kommerziellen Erfolg oder Egoismus. Dieser Weg gehört euch – und nur ihr haltet ihn am Leben.
Egal, ob ihr ihn selbst wandert, als Trail Angel die Wanderer unterstützt, durch Crowdfunding zur Markierung beitragt, euch als Wegpaten engagiert oder einfach als Unterstützer dabei seid – ihr seid der Weg!